Tour 1997, 21 - 25 Juli
| Strecke | Distanz (km) | Steigung (m) |
|---|---|---|
| Giraniga - Ilanz + Samedan - Bernina - Tonale - Mezzana | 152 | 2650 |
| Mezzana - Méndola - Mánghen - Strigno | 141 | 3110 |
| Strigno - Brocon - Cereda - Duran - Forno di Zoldo | 119 | 3540 |
| Forno di Zoldo - Cibiana - Monte Croce - Rina/Welschellen | 147 | 3030 |
| Rina/Welschellen - Würzjoch - Brenner - Innsbruck | 125 | 1730 |
| Total | 684 | 14060 |
Strecke 1 (21. Juli 1997): Giraniga - Ilanz + Samedan - Bernina - Tonale - Mezzana
Hauptziel dieser 1997 Tour waren einige Pässe in den Dolomiten. Um eine
interessante Tour innerhalb einer Woche zu fahren musste ich zweifellos ein
gewisse Strecke mit dem Zug fahren. Anfangspunkt war Obersaxen-Giraniga
(Graubünden), wo die Eltern meiner Freundin Catrina ein Ferienhaus haben. Ich
wollte den ersten Zug ab Ilanz nehmen und stand deshalb schon um 5 Uhr auf. So
hatte ich noch Zeit für ein reiches Frühstück. Ich war rechtzeitig in Ilanz für
den Zug, und stieg dann um nach Samedan. Ich muss zugeben, dass ich während dieser
Zugfahrt noch ein wenig schläfrig war (nach einer kurzen Vollmond-Nacht, was alles
es bedeuten kann...). So verpasste ich Teile der sonst so reizenden Landschaften
in den Rhein- und Albulatäler.
Oben in Samedan war es recht kühl und ich war froh, zuerst zum Wärmen bergauf
fahren zu müssen. Um etwa halb neun war ich auf dem Weg zum
Berninapass. Gletscher und Schnee
auf dem Piz Bernina waren blendend und machten dem Berg sehr eindrucksvoll. Die
Strasse über dem Pass ist gut, breit und nicht steil. Die Abfahrt nach Poschiavo
war schön. Weiter unten in diesem italienisch-sprachigen Bündner Tal gab es aber
mehr und hektischeren Verkehr.
Nach der Grenze erreichte ich Tirano und musste ein Stück weit auf die Hauptstrasse
vom Veltlin fahren. Gefährlich. Ich habe dieses Tal deshalb nicht so gern gehabt
wie gewisse Weine aus der Gegend. Bald konnte ich doch links nach Aprica fahren und
so dem Hauptverkehr entweichen. Von dort an und für den Rest des Tages waren die
Strassen ganz gut, weil sie für den Giro d'Italia 97 neu geteert wurden. Auf meiner
Fahrt gegen Osten waren zwei Pässe:
Aprica und Tonale. Der erste, auch
wenn nicht so hoch, startet von tief im Tal und fährt durch eine rechte alpine
Landschaft. Der Tonale war auch
keine so grosse Herausforderung. Die Fahrt hinunter ins Val Vermiglio war ganz
schön. Die Gegend ist touristisch und ich machte in Mezzana Halt. Ich war noch früh
genug, um die Etappe der Tour de France am Fernseh zu schauen. Marco Pantani gewann
in Morzine nach einem fabelhaften Aufstieg.
| Distanz (km) | Höhe (m) | Steigung (m) | |
|---|---|---|---|
| Giraniga | 0 | 1250 | |
| Meierhof | 3 | 1320 | 70 |
| Ilanz | 14 | 700 | |
| >>> Samedan | 14 | 1710 | |
| Pontresina | 20 | 1790 | 80 |
| Pass dal Bernina | 28 | 2320 | 530 |
| Poschiavo | 52 | 1020 | |
| Madonna di Tirano | 68 | 440 | |
| Stazzona | 72 | 400 | |
| Passo d'Aprica | 85 | 1180 | 780 |
| Èdolo | 99 | 690 | |
| Ponte di Legno | 119 | 1260 | 570 |
| Passo del Tonale | 130 | 1880 | 620 |
| Mezzana | 152 | 900 | |
| Total | 152 | 2650 |
Strecke 2 (22. Juli 1997): Mezzana - Méndola - Mánghen - Strigno
Für diesen zweiten Tag war das Wetter schön und warm. Ich musste bis acht Uhr
warten, um das Frühstück nehmen zu können. Mein Weg folgte zuerst das Val del Sole
("Sonnental"), dann ein breites Plateau auf der Talseite. Die Wälder,
Bäche, Seen und viele Obstanlagen bildeten eine reizende Landschaft. Ab Fondo ging
es bergauf zum Mendelpass. Dieser
Pass trägt einen deutschen und eine italienischen Namen (Méndola), weil er auf der
Grenze zum Südtirol sich befindet, also eine Gegend die bis zum 1. Weltkrieg
österreichisch war. Die Abfahrt war ganz schön und ich musste meinen Vorurteil über
italienische Strassen revidieren: mindestens in dieser Gegend habe ich nur Strassen
in gutem bis sehr gutem Zustand gefunden.
Zwischen Kaltern und Auer überquerte ich das Etschtal und dessen Obstanlagen und
Weinberge. Dann musste ich wieder steigen, um in ein ganz hübsches Tal mit Grünland
und Wäldern hineinzufahren. Ich war froh, in Kaltenbrunn den kalten Brunnen zu
finden, wo ich meine Flaschen füllen konnte. Nach
San Lugano ging es bergab ins
Val di Fiemme, das ich überquerte, um Richtung
Mánghen Pass zu fahren. Dieser Pass
gehört zu den schönsten, über die ich gefahren bin. Die Strasse ist eng aber gut,
und es hat nur ganz wenig Verkehr. Am Anfang fährt man im Wald, und ich war froh um
dessen Schatten. In dieser Tour habe ich allgemein nur ganz wenig andere Radfahrer
gesehen, aber bei diesem Aufstieg wurde ich von einem aus der Gegend eingeholt. Es
war gut, mal mit jemandem sprechen zu können, auch wenn mein Italienisch nur sehr
schwach ist. Wir fuhren zusammen bis zur Waldgrenze. Weiter konnte ich nicht mehr
mithalten (er fuhr ja auch nicht so weit, und hatte kein Gepäck). Der Rest vom
Aufstieg war durch Alpweiden, steil aber wunderschön. In der Abfahrt nach dem Pass
konnte ich auf der anderen Talseite die Strasse sehen, die ich am nächsten Tag
nehmen wollte. In der Luftlinie war es nicht weit, aber eine tiefe Schlucht lag
dazwischen. Keine Überquerung mit dem Fahrrad! Ich musste also weiter bis Strigno
hinunterfahren, und dort in einem (billigen aber nicht so schlechten) Hotel
übernachten.
| Distanz (km) | Höhe (m) | Steigung (m) | |
|---|---|---|---|
| Mezzana | 0 | 940 | |
| Mostizzolo | 19 | 590 | |
| Scanna | 22 | 630 | 40 |
| Ponte S. Gallo | 23 | 560 | |
| Romallo | 28 | 740 | 180 |
| Arsio | 32 | 810 | 70 |
| Brez | 33 | 790 | |
| Vigna | 35 | 850 | 60 |
| Birreria | 36 | 820 | |
| Fondo | 39 | 960 | 140 |
| Passo di Méndola | 49 | 1360 | 400 |
| Caldaro | 63 | 440 | |
| Adigio (Ora) | 73 | 220 | |
| Passo di San Lugano | 90 | 1100 | 880 |
| Molina | 99 | 810 | |
| Passo Mánghen | 115 | 2050 | 1240 |
| Telve | 136 | 530 | |
| Scurelle | 139 | 380 | |
| Strigno | 141 | 480 | 100 |
| Total | 141 | 3110 |
Strecke 3 (23. Juli 1997): Strigno - Brocon - Cereda - Duran - Forno di Zoldo
Ursprünglich wollte ich diesen dritten Tag mit dem Passo Cinque
Croci ("fünf Kreuze") anfangen. Im Hotel wurde mir aber gesagt,
dass oben 5 km ungeteert waren. Mit einem Rennrad tönte es fast so, als ob man
5 Kreuze auf dem Buckel tragen müsste. Ich habe mich deshalb für den
Passo del Brocòn entschieden,
der weniger hoch ist, aber zum selben Ziel führt. Es war kaum Verkehr auf dieser
kleinen Strasse, und ich konnte ungehindert die Landschaft bewundern, mit engen,
tiefen Tälern, steilen Wäldern und grünen Wiesen. Erst in der Nähe von Fiera bin
ich auf vielen Last- und Personenwagen getroffen. An diesem Tag noch weniger als
an anderen hatte ich kaum flache Abschnitte, nur bergauf oder bergab.
Die nächsten Pässen waren Cereda,
Aurine und
Duran. Ich hatte schon Bedenken
wegen diesem letzten, weil er doch 1000 Höhenmeter am Ende des Tages darstellte.
Es lief aber alles ganz gut, da ich hatte aufgepasst, während der Fahrt genug zu
essen und zu trinke (feine Suppe bei der Cereda!). Ich wollte fast noch weiter
fahren, aber die Dame vom Turismus-Büro von Forno hat mir gesagt, dass es gar
kein Hotel von dort bis zur Cibiana geben würden. Und soweit fahren wäre doch
etwas zuviel gewesen.
| Distanz (km) | Höhe (m) | Steigung (m) | |
|---|---|---|---|
| Strigno | 0 | 480 | |
| Pradellano | 6 | 900 | 420 |
| Lago di Pradellano | 8 | 880 | |
| Forcella | 9 | 910 | 30 |
| I Molini (Tesino) | 12 | 780 | |
| Le Forche | 25 | 1560 | 780 |
| Monte Ágoro | 26 | 1640 | 80 |
| Passo del Brocòn | 30 | 1620 | |
| Fosse Ronco | 44 | 740 | |
| Canal S. Bovo | 46 | 760 | 20 |
| Passo di Góbbera | 51 | 990 | 230 |
| Imèr | 57 | 640 | |
| Fiera | 61 | 710 | 70 |
| Passo di Cereda | 70 | 1370 | 660 |
| Mis | 74 | 1120 | |
| Masoch | 76 | 1200 | 80 |
| Gosaldo | 78 | 1140 | |
| Forcella Aurine | 81 | 1300 | 160 |
| Valcozzena (Ágordo) | 93 | 590 | |
| Passo Duran | 107 | 1600 | 1010 |
| Dont | 115 | 950 | |
| Forno di Zoldo | 119 | 840 | |
| Total | 119 | 3540 |
Strecke 4 (24. Juli 1997): Forno di Zoldo - Cibiana - Monte Croce - Rina/Welschellen
Nach einem Gewitter am Vorabend waren die Strassen am Morgen noch feucht.
Gleich vom Anfang an ging es bergauf zu einem Pass, die
Cibiana. Schöner kleiner
Aufstieg, grösstenteils im Wald. Weiter, zwischen Venas und Auronzo, fuhr ich
Täler entlang, wo es mehr Verkehr gab. Mindestens waren die Strassen hier in
gutem Zustand. (Es gibt ja kaum etwas Schwierigeres, als ein Schlagloch zu meiden,
wenn man gerade von einem Lastwagen überholt wird, vielleicht noch mit einem
von Seite zu Seite schwankendem Anhänger.
Es wurde langsam heiss, als ich nach San Antonio, also zum
Passo del Zovo hinauf fuhr. Ich
machte eine Halt am Pass, wo ich einige Worte mit anderen Schweizern austauschen
konnte (keine Radfahrer, sondern Wanderer). Nach einer kurzen Abfahrt kam ein
sanfter Aufstieg zum Kreuzbergpass.
Kaum in der Abfahrt fuhr ich in ein Gewitter, aber schon bald wahr der Regen
wieder ab. Nach Innichen gab es viel Verkehr. Dank der leichten Talfahrt dauerte
es nicht zu lang, bis ich Bruneck erreichte. Nachher verlor ich aber Zeit wegen
einem Fehler. Ich hatte die Strassenkarte nicht so genau studiert und dabei
übersehen, dass was so wie eine Kreuzung aussah eigentlich keine war. Nur 200 m
trennten zwei Strassen, aber nicht nur horizontal sondern auch vertikal. Deswegen
musste ich bis St Vigil fahren, weiter im Tal als gedacht. Erst dann konnte ich
runter nach Zwischenwasser. Dort war ich am Fuss vom nächsten Aufstieg, aber es
fing zu regnen an. Ich wollte deshalb anhalten, und die Gelegenheit bot sich in
Welschellen an. Dort war ein nettes Gasthaus. Der Abendessen war meinem Appetit
gerecht, was während Radtouren nicht so oft vorkommt.
| Distanz (km) | Höhe (m) | Steigung (m) | |
|---|---|---|---|
| Forno di Zoldo | 0 | 840 | |
| Soccampo | 1 | 810 | |
| Passo Cibiana | 11 | 1530 | 720 |
| Ponte la Chiusa | 21 | 770 | |
| Venàs | 22 | 860 | 90 |
| Valle | 27 | 820 | |
| Pieve | 31 | 880 | 60 |
| Vallesella | 35 | 740 | |
| Val di Croce (Domegge) | 38 | 810 | 70 |
| Lozzo | 41 | 720 | |
| S. Caterina | 48 | 830 | 110 |
| Passo del Zovo | 56 | 1480 | 650 |
| Padola | 61 | 1200 | |
| Passo di Monte Croce | 72 | 1640 | 440 |
| S. Candido | 87 | 1170 | |
| Sella di Dobbiaco | 91 | 1210 | 40 |
| Brunico | 119 | 820 | |
| Brach (Marebbe) | 134 | 1300 | 480 |
| Longega | 143 | 1000 | |
| Rina | 147 | 1370 | 370 |
| Total | 147 | 3030 |
Strecke 5 (25. Juli 1997): Rina/Welschellen - Würzjoch - Brenner - Innsbruck
Ich wollte früh von Welschellen losfahren, um am Nachmittag einen Zug von Innsbruck nach Zürich zu nehmen. Glücklicherweise konnte ich im Gasthaus schon um 7 das Frühstück nehmen. Um halb 8 war ich im Sattel. Ich war froh, dass die Steigung zum Würzjoch nicht mehr so steil war, wie das erste Stück vom Vortag. Der Himmel war bedeckt und die Temperatur ideal für den Aufstieg. Nach dem Würzjoch war dann der Kofeljoch keine grosse Sache. Nachher kam eine feine, lange Abfahrt nach Brixen. Es war die letzte Gelegenheit, die schöne und gepflegte Landschaften von Südtirol zu geniesse. Nachher war nämlich nur noch die Fahrt über den Brenner, und davon ist nicht viel zu erzählen: Verkehr, Gegenwind und Baustellen (auf der italienischen Seite). Am Schluss war ich früh genug in Innsbruck, um schon den Entwurf des täglichen Berichts zu schreiben, bevor ich den Zug nach Zürich nahm, wo Catrina auf mich wartete. Es war eine schöne Tour gewesen, in eine Gegend, die ich vorher gar nicht kannte. Es war absichtlich, dass ich mehr um als in die Dolomiten gefahren war: ich konnte so meistens viel befahrene Strassen meiden. Und so blieben hohe und berühmte Pässe in den Dolomiten für ein nächstes Mal...
| Distanz (km) | Höhe (m) | Steigung (m) | |
|---|---|---|---|
| Welschellen | 0 | 1370 | |
| Rié | 2 | 1450 | 80 |
| Rü | 4 | 1340 | |
| Antermëia | 6 | 1510 | 170 |
| Würzjoch | 11 | 2000 | 490 |
| Gunggan | 14 | 1810 | |
| Kofeljoch | 16 | 1860 | 50 |
| St. Anton (Palmschoss) | 22 | 1570 | |
| Palmschoss | 25 | 1690 | 120 |
| Brixen | 41 | 560 | |
| Sterzing | 72 | 950 | 390 |
| Brennerpass | 87 | 1380 | 430 |
| Steinach | 100 | 1050 | |
| Innsbruck | 125 | 580 | |
| Total | 125 | 1730 |
PS / 28.7.1997



