1 Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), CH-8903 Birmensdorf
2 Istituto federale di ricerca per la foresta, la neve e il paesaggio (WSL), CH-6500 Bellinzona
3 Federlegno Ticino, CH-6802 Rivera
Das Hauptziel einer Durchforstung besteht darin, das Wachstumspotential eines Bestandes auf weniger Bäume zu konzentrieren. Damit das Potential selber nicht übermässig darunter leidet, sollte der Bestand sich schnell wieder schliessen, und die Blattfläche wieder einen optimalen Wert erreichen. Um diese Prozesse zu quantifizieren, bietet sich die Analyse von hemisphärischen Bildern an. Mit der breiten Verfügbarkeit von digitalen Fotoapparaten erfuhr diese Technik in den letzten Jahren eine markante Ausbreitung. Dabei werden aber einige Anforderungen oft unterschätzt, andere Probleme sind noch nicht allgemein gelöst. Dazu zählen die Optimierung der Belichtung und die Ermittlung eines Schwellenwerts, um den Bestand vom Hintergrund zuverlässig zu trennen, vor allem wenn das Licht des Himmels unregelmässig ist.
In Bedano (Kanton Tessin) wurde ein Kastanienwald mit ca. 10-jährigen Stockausschlägen durchforstet. Dabei wurden drei Methoden verglichen: (1) Kontrolle ohne Eingriff, (2) 'Bestandes-Durchforstung' mit niedriger bis mittlerer Intensität, die eine spätere Durchforstung voraussetzt, (3) 'Einzelbaum-Durchforstung', wo Kandidaten (bis 100/ha) schon früh ausgewählt und von Konkurrenz freigestellt werden. Der Versuch wurde in dreifacher Wiederholung auf 1000 bis 1300 m2 grossen Parzellen durchgeführt. Hemisphärischen Fotos wurden jedes Jahr im Sommer gemacht, jeweils bei neun markierten Punkten pro Parzelle. Die Auswertung erfolgte mit dem Programm Hemisfer (http://www.wsl.ch/dienstleistungen/hemisfer), das die starke Bodenneigung in die Berechnung einbezieht. Vor dem Versuch betrug der Blattflächen-Index 6,5 bis 6,9, mit kaum 1% Lücken zwischen den Kronen. Mit der Durchforstung nahm der Blattflächen-Index auf 49% des Anfangwertes ab (Standes-Durchforstung), bzw. auf 43% (Einzelbaum-Durchforstung); die Lücken betrugen 6 bzw. 8%. Schon zwei Jahre später war der Bestand wieder etwa so weit geschlossen wie bei der Kontrolle. Der Blattflächen-Index hatte sich auf 6,5 bzw 5,9 erholt, oder 92% bzw. 83% im Vergleich zur Kontrolle. Die Methode der hemisphärischen Photographie erlaubt eine quantitative Beurteilung der Fähigkeit der Kastanie, den Bestand schnell wieder zu schliessen.